Ombudsmann Guggenberger: „Ich werde nicht fürs Auflegen bezahlt“

Wendet man sich mit einem Anliegen telefonisch an Peter Guggenberger, kann es schon mal passieren, dass es nach dem Abheben in der Telefonleitung ein bisschen knackst. Denn der für den im Entstehen befindlichen Austria Campus am Nordbahnhof zuständige Ombudsmann liebt ausgedehnte Reisen, die ihn bis nach Pakistan, in den Niger oder in die USA führen können. Und diese hindern ihn auch nicht daran, selbst fern ab der Leopoldstadt seinem Job nachzukommen und – umso wichtiger – für Lösungen zu sorgen.

Schon in jungen Jahren heuerte der geborene Wiener bei den ÖBB an, wo er für die Wagenreinigung zuständig war. Eines Tages stolperte er über eine Ausschreibung, in der die Bundesbahn nach Auszubildenden für die Position des Fahrdienstleiters suchte. Guggenberger bewarb sich und übte diesen Job anschließend dreizehn Jahre lang aus. „Es gibt Leute, die kaufen sich um ein Schweinegeld eine Modelleisenbahn. Ich hatte das in Originalgröße“, schwärmt Guggenberger noch heute. Später wechselte er zur Bundesbahndirektion, wo er für die Zugzielanzeigen verantwortlich zeichnete. „Da haben dann offenbar manche Leute gefunden, dass ich nicht so blöd bin wie ich ausschaue. In der Folge habe ich Artikel geschrieben und zahlreiche Veranstaltungen rund um die damaligen Elektrifizierungen im ganzen Land organisiert.“ Und wie das im Arbeitsleben so ist, folgt irgendwann auch ein „danach“.

guggenberger_baustelle2Ein halbes Jahr genoss Guggenberger den verdienten Ruhestand, bevor ihn ein Anruf seines ehemaligen Chefs ereilte, der Ende der Neunziger Jahre die nicht unumstrittene Verlegung der Arlbergbahn bei St. Anton verantwortete. „Er hat mich angerufen und gesagt, dass er einen Ombudsmann braucht“, erzählt Guggenberger. Ohne genau zu wissen, wie die Jobdescription dafür aussah, machte er sich auf den Weg. Vor Ort angekommen, sorgte er für bessere Kommunikation und ließ große Informationstafeln aufstellen. Einmal in der Woche bot er Wanderungen für Touristen an, die sich auf diese Art ein Bild von den Bauarbeiten machen konnten. „Das wurde zur echten Attraktion, die Leute sind aus dem Tiroler Unterland und von weiter her gekommen, um mit mir gemeinsam im Dreck die Baustelle zu behatschen.“ So empfahl sich Guggenberger mit seinem ersten Job als Ombudsmann auf einer Seehöhe von knapp 1.300 Metern für weitere Herausforderungen. Es folgte ein (geografischer) Abstieg, bei dem er erst in Salzburg den Ausbau der S-Bahn als Ombudsmann begleitete und schließlich beim Hauptbahnhof in Wien landete. 2014 ereilte ihn schließlich die Berufung zum Ombudsmann für das Gelände des Austria Campus in Polditown.

„Wenn Sie Ihre Wohnung umbauen, dann sagen Sie vernünftigerweise Ihren Nachbarn, was sie vorhaben, wann sie das machen und stehen zu Diensten, wenn es während dieser Zeit Probleme gibt“, umreißt Guggenberger seine Aufgabe. „Wenn Sie das nicht machen, sondern einfach um sechs Uhr früh zu arbeiten beginnen, werden Sie sich im Haus nicht viele Freunde machen.“ Umgelegt auf ein Areal mit 50.000 Quadratmetern Größe bedeutet dies: Den Anrainern erzählen, was aktuell geschieht und was in der nächsten Zeit passiert. „Und wenn sich jemand beschwert, bin ich – so lange ich wach bin oder nicht im Theater sitze – ansprechbar. Es ist wichtig, dass die Menschen einen Ansprechpartner haben und nicht auf irgendeinem Anrufbeantworter landen.“

guggenberger_baustelle1Die meisten Anliegen sind auf Lärm und bauliche Beeinträchtigungen zurückzuführen, hin und wieder landet auch mal ein LKW-Fahrer bei Guggenberger in der Leitung, der nicht weiß, wohin er seine Lieferung bringen soll. Nicht alle Anliegen kann der passionierte Baustellenfan („Ich mag Sachen, die groß und laut sind. Für mich ist ein Bagger etwas Herrliches“) lösen, immer wieder wird er auch mit Beschwerden konfrontiert, die eigentlich nicht seine Baustelle betreffen. „Als ich für den Hauptbahnhof zuständig war, kam zum Beispiel mal die telefonische Frage, wo man in der Nacht ein Bier bekommen kann. Im Hintergrund hat man Gelächter gehört, aber ich habe geholfen und den Würstelstand am Südtiroler Platz empfohlen. Ich werde ja schließlich nicht fürs Auflegen bezahlt“, sagt Guggenberger.

Was ihm an seinem Job Spaß macht? „Ich mag Menschen“, sagt Guggenberger und schiebt ein „noch immer“ hinterher. Weniger Freude bereitet ihm – mitunter bewusst geschürte – Desinformation, Stichwort Facebook. „Mich stört das Anonyme. Irgendwo poppt etwas auf und jeder fühlt sich verpflichtet, sofort und ohne nachzudenken seinen Schleim abzusondern. Wenn jemand etwas von mir braucht, gibt es eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse.“

Darüber, was nach Fertigstellung des Austria Campus im Jahr 2018 auf ihn wartet, macht sich Guggenberger noch keine allzu großen Gedanken. Lohnenswerte Reiseziele gibt es für den passionierten Reiseliebhaber schließlich noch genug. Und davon würden ihn auch etwaige neue Aufgaben als Ombudsmann nicht abhalten. „Während meiner Tätigkeit in Salzburg war ich über Weihnachten und Silvester in New York. Am 31. Dezember hat mich in der Früh jemand angerufen und gesagt, dass bei ihm vorm Haus der Asphalt eingebrochen war. Eine halbe Stunde später war das erledigt.“

Informationen zum Austria Campus unter austriacampus.signa.at

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